Der Gefahrgutbeauftragte ist allgemein gefürchtet als schrecklicher Besserwisser. Aber wenn sowohl ein Bezirksbürgermeister aus Berlin als auch eine komplette Fernsehredaktion ganz offensichtlich ein bisschen Nachhilfe benötigen, dann erteilt er sie gerne und ungefragt.
Was ist passiert?
In der gestrigen Abendschau ging es um einen Problemkiez in Berlin, Heerstraße Nord, , der zunehmend von Gewalt, Drogenhandel und Verwahrlosung dominiert wird. Der zuständige Bezirksbürgermeister von Spandau, Helmut Kleebank (SPD) kommentiert das im rbb wie folgt:
"Heerstraße Nord ist ja schon eine Zeit eine belastetes Quartier, und wir stellen nun fest, dass die sogenannte Gentrifizierung, also die Zuwanderung von Familien mit vermehrt sozialen Problemen, dort tatsächlich noch mal zu einer Verschlechterung geführt hat (...)."
Das Peinliche: Nicht nur der Bürgermeister, sondern eine komplette Fernsehredaktion (die sich zudem mit der Thematik seit vielen Jahren permanent befasst) bemerkte den Fehler nicht. "Gentrifizierung" bedeutet eben NICHT "die Zuwanderung von Familien mit vermehrt sozialen Problemen", sondern das Gegenteil, die ABWANDERUNG von Familien mit (unfreiwilligen) sozialen Problemen, verursacht durch steigende Mieten oder Umwandlung in Eigentumswohnungen.
Besonders und gerade in einer Stadt wie Berlin, in der die Gentrifizierung in immer mehr Stadtteilen um sich greift und komplette gewachsene Wohnstrukturen innerhalb kürzester Zeit pulverisiert darf, nein: MUSS man von Verantwortlichen und Medienmachern in diesem Zusammenhang ein Minimum an Sorgfalt bei der Wortwahl erwarten.
Hier nochmal der Link zum Ausschnitt: http://www.youtube.com/watch?v=qZWMg0vAeiM
Hier nochmal der Link zum Ausschnitt: http://www.youtube.com/watch?v=qZWMg0vAeiM
1 Kommentar:
Das ist ein altes Muster: Man deutet einen negativen Begriff, der einen bestimmten Missstand beschreibt, neu und schon hat man den Missstand verwässert und sprachlich marginalisiert. Hat den Vorteil, dass man nichts gegen den Missstand tun muss.
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