Im dritten Teil (Links zu den ersten beiden sind ganz unten) unserer kleinen Reihe über Markennamen und deren Herkunft machen wir einen kleinen Abstecher, und zwar befassen wir uns mit Markennamen bekannter Automobilhersteller, die im wahrsten Sinne des Wortes verunglückt sind.
Man sollte meinen, dass heutzutage ein neuer Name in jeglicher Hinsicht auf vermeidbare Missverständnisse abgeklopft ist, und man zunächst weltweit nach Doppelbedeutungen oder umgangssprachlichen Fettnäpfchen fahndet.
Sollte man meinen – ist es aber nicht, wie unsere Hitliste der am meisten verunglückten Markennamen mehr als beeindruckend aufzeigt.
Ob man nun im Dash von Daihatsu an der Ampel steht oder gleichnamiges Waschmittel verwendet, oder ob man mit dem Serena von Nissan über die Autobahn braust und eine in ganz Europa vertriebene ebenso genannte Damenbinde ungewollte Assoziationen erzeugt – die Fallgruben sind stets präsent.
Schon legendär ist das Beispiel von Mitsubishis Pajero. Und warum der wohl in allen spanisch-sprachigen Ländern „Montero“ heißt?
Werfen Sie mal Ihrem Tapas-Wirt an der Ecke das Wort „Pajero“ an den Kopf, und Sie werden nie wieder zu einem Glas Rotwein eingeladen. Denn „Pajero“ bedeutet auf spanisch soviel wie... nun ja... wie sagen wir es jugendfrei? Geht nicht, also: Es bedeutet so viel wie „Wichser“.
Und wieder einmal ist Ihre Phantasie gefragt: Stellen Sie sich bitte vor, Sie wären der Sonnengott Helios. Sie hätten einen etwas vom geraden Weg geratenen Sohn, der, um Ihre Vaterschaft auf die Probe zu stellen, von Ihnen verlangt, ein einziges Mal Ihren unschätzbar wertvollen Sonnenwagen fahren zu dürfen. Sie müssen es Ihm dummerweise erlauben, denn Sie haben es versprochen – und prompt baut der Filius einen katastrophalen Unfall. Die Erde versinkt im Chaos, erst Zeus kann durch einen Blitzwurf helfen und der Sonnenwagen sowie jugendlich draufgängerischer Rabauke fallen komplett zerstört auf die Erde nieder. Auf seinem Grabstein steht trocken „Zwar konnte er ihn nicht steuern, doch starb er als einer, der Großes gewagt hatte.„
Neudeutsch nennt man solche Unfallfahrer „Crash-Kids“, in der griechischen Mythologie hatte er einen sehr viel schöneren Namen, nämlich PHAETON. Und genau so heißt die Nobelkarosse aus dem Hause Volkswagen.
Kennen Sie noch „Die Doofen“? Das unfassbar – und im Nachhinein kaum nachvollziehbar – erfolgreiche Blödel-Duo, bestehend aus Wigald Boning und Olli Dittrich, die milllionenfach Hits wie Mief! (nimm mich jetzt auch wenn ich stinke) verkauften und dafür auch noch mit Bambis und Echos belohnt wurden. Und jetzt nehmen Sie eben jenen Erfolgstitel und paaren ihn mit der Minimal-Vorsilbe, die seit iPhone, iPad, iTunes und iPods allgegenwärtig ist. Was kommt raus?
I-Mief?
Beinahe, aber die Aussprache bleibt identisch, denn der allerneueste Clou des japanischen Autoherstellers Mitsubishi hört auf den schönen Namen i-MiEV. Da nützt es wenig, dass sich dahinter der hochtrabende Name „Mitsubishi innovative Electric Vehicle“ verbirgt.
Selbstverständlich klingt das Beispiel von Mitsubishi nur in deutschen Ohren so miefig, aber es reicht natürlich vollkommen aus, wenn auf nur einem – und dazu wichtigen – Markt weltweit der Markenname einen unschönen Beigeschmack hat. Auch unsere französischen Nachbarn bleiben von Namens-Unfällen nicht verschont: Bestes Beispiel ist der MR 2 von Toyota („Nichts ist unmöööglich!“). „Em Er Zwei“ ist auf deutsch komplett harmlos, „Merdeux“ sagt allerdings die französische Mama, wenn ihr Sohnemann mal wieder die Windeln voll gemacht hat, bedeutet es doch nichts anderes als ein (liebevolles) „kleiner Sch....er“.
Bleiben wir noch kurz im Bereich des allzu Menschlichen: Audi nannte seine neue Produktlinie von Hybridautos E-tron. Klingt cool, klingt technisch, klingt modern – und in französischen Ohren alles andere als das. „Étron“ bedeutet vornehm ausgedrückt „Stuhlgang“. Wie gesagt, vornehm ausgedrückt...
Tatsächlich scheinen aber gerade die Autohersteller aus Fernost ein überproportional schlechtes Händchen bei der Wahl der Autonamen zu haben:
- Der bekannte Honda Jazz hieß ursprünglich Honda Fit – und erinnerte in ganz Skandinavien zunächst an einen umgangssprachlich abwertende Bezeichnung für das weibliche Geschlechtsorgan.
- Laputa nannte Toyota seinen Kleinwagen. In Spanien steht eine „La Puta“ an der Straßenecke und bietet ihre Dienste den zahlungswilligen Herren an – und wer will schon in solch einem Wagen fahren?
- Und ob der Nissan Moco in Spanien ein Erfolg wurde ist nicht bekannt. Aber die Marken-Chefs werden Rotz und Wasser geheult haben, denn genau das, nämlich „Rotz“, bedeute Moco.
Doch auch europäische Hersteller beweisen manchmal erschreckende Unsensibilität bei der Wahl ihrer Autonamen. Oder hätten Sie Spaß daran, in einem „Citroen Steuerhinterziehung“ über die Landstraße zu brausen? Genau daran erinnert der Name Citroen Evasion, denn nichts anderes bedeutet Evasion im Englischen.
Harmlos dazu im Vergleich ist der Ford Probe, der dem „Probe-Fahren“ eine völlig neuen Dimension verliehen hat. Und als kleiner Trost sei am Ende vermerkt: Fast jeder Name hat irgendwo auf dieser Welt eine ungeahnte Doppelbedeutung oder erweckt eine ungewollte Assoziation. Selbst der VW Passat, der seinen Namen vom Wind hat, bedeutet umgangssprachlich in Russland das menschliche Bedürfnis, mal eben wohin zu verschwinden.
Zu guter Letzt noch ein kurzer Ausflug in südliche Gefilde Europas, kurz und knackig:
- Der VW Jetta wird in Italien von keinem Glück verfolgt, bedeutet doch „Ietta“ nichts anderes als „Pechsträhne“
- Daewoo „Espero“ heisst im spanischen „ich hoffe“. Da hilft nur Daumendrücken!
- Lada Niva? Hmm, fragen Sie einen Spanier, der übersetzt das mit „geht nicht“.
- Ford Pinto: Jeder Portugiese lacht sie aus. Aber wie sagen wir es nun jugendfrei? „Pinto“ bedeutet „kleines Geschlechtsteil“.
Und auch wenn man alles richtig machen will, irgendwo auf dieser Welt wird man missverstanden. Der Uno von Fiat klingt, als wäre er universell einsetzbar. Nicht in Finnland. Dort bedeutet Uno leider nichts anderes als „Trottel“.....