Mein Maskottchen ist der Gefahrgutbeauftrage von LEGO. Er sitzt auf meinem Schreibtisch und wacht darüber, dass alles mit rechten Dingen zugeht. Den Beginn unserer wunderbaren Freundschaft sehen Sie hier (und über die Schwierigkeiten, zueinander zu finden erfahren Sie hier mehr)

Mittwoch, 22. Mai 2013

Die neue Bescheidenheit

Seit fast jedes Handy über eine eingebaute Kamera verfügt ist nichts und niemand sicher vor Möchtegern-Paparazzi und sensationsgeilen Laien-Reportern. Man kennt die Videos von Unfällen, Ausrutschern und Prügeleien, ganze Webseiten leben einzig und allein von diesem neudeutsch "User Generated Content".  Auch BILD-Online profitiert gerne von dem Zeug, was deren Leser einsenden. Früher waren es die "Leser-Reporter", die einen Schnappschuss einsandten, heute werden vermehrt auch Privat-Videos gepostet. Und mit denen kann man richtig viel Kohle machen, denn bevor man sich das brennende Haus/die süße Katze/den schrecklichen Verkehrsunfall anschauen darf muss man sich durch einen Werbespot quälen. Doch manchmal geht das ganz fürchterlich nach hinten los. Was ist geschehen?

In Berlin wird aus bisher vollkommen ungeklärten Gründen ein Rentner in einem Supermarkt erstochen und stirbt noch am Tatort. BILD hat die passende Schlagzeile:

Screenshot BILD-Online 22.05.2013

Und - oh welch ein Glückstag für die BILD - gab es tatsächlich irgendein krankes perverses Hirn, das so abartig war, die verzweifelten Rettungsversuche zu filmen. Leider etwas verwackelt, hmm, schade, aber immerhin. Und selbstverständlich wird dieses Video auf BILD-Online veröffentlicht. Vorher gibt es natürlich Werbung für Autos oder Joghurt, aber bei jedem zweiten Abspielen auch einen Unternehmens-Spot für die BILD. Der sieht dann so aus:

Nochmal kurz zum Mitschreiben: Der Claim des Spots heißt

Ein einziger Reporter kann in Bescheidenheit Größe erkennen.

Und weiter: Wir haben 500 Reporter. Und ein einziges Versprechen:


Was dann folgt ist an Widerwärtigkeit kaum zu überbieten, man sieht hektisch rennende Menschen im Supermarkt, und dann immer wieder in wackeligen Aufnahmen den sterbenden Rentner. Das sieht dann so aus (die gelben Flecken sind vom Gefahrgutbeauftragten eingefügt, Sie können sicherlich erahnen, was er hier NICHT zeigen möchte):






Der kleine tapfere Gefahrgutbeauftragte fragt:

WESHALB hatte keiner der 500 BILD-Reporter die Größe, in voller Bescheidenheit auf die Veröffentlichung dieses Machwerks, in dem man einem Menschen beim Sterben zusehen kann, zu verzichten?


3 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Die holen eben alles raus. Auch die Scheisse.

Tom Stein hat gesagt…

Was ist eigentlich schlimmer - dass die Bild so etwas veröffentlicht, um Leser zu gewinnen, oder dass das funktioniert? Was sagt Bild, bekannter maßen die "Volks"-Zeitung, ohne Worte über das deutsche Volk aus? // Tom

Anonym hat gesagt…

Ein echtes/r Snuff-Video/Film.

Auch wenn der Film selbst nicht vorsätzlich vorausgedacht - also geplant - wurde, so kann man aber die anschließende sensationshaschende Art und Weise der Verwertung dieses Videos durch BILD.de (bzw. durch die Springer Medien) auf jeden Fall unter diesen begriff summieren.

Nicht nur das es absolut geschmacklos und höchst-verwerflich ist solch ein Video zu zeigen, ich bin sogar der Meinung das es strafbar ist, oder zumindest sein sollte, das aus solchen u.ä. aufnahmen ungestraft Profit geschlagen werden darf. Das hat mit Presse und Medien-Freiheit bzw. Berichterstgattungspflicht nichts mehr zu tun!

Das ist nur noch ausgelebte Sensationsgeile Perversion in Reinkultur.

Per Definition:

[ Snuff-Film

Als Snuff-Film, kurz Snuff (englisch umgangssprachlich to snuff someone out = jemanden auslöschen), wird die filmische Aufzeichnung eines Mordes bezeichnet, der zur Unterhaltung des Zuschauers begangen wurde.] Aus der Wiki

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